Betonbauqualität BBQ nach DIN 1045-1000 eingeführt mit MVV TB 2024/1
Die besonderen Auswirkungen auf die Arbeit mit Beton im Grundbau
Mit der Einführung der Mustervwaltungsvorschrift MVV TB 2024/1 in den ersten Bundesländern (derzeit in fünf von 16), ist die Anwendung der DIN 1045-1000 bereits verbindlich geregelt. Dies hat direkte Auswirkungen auf den Erd- und Grundbau, da verschiedene Arten von Bauwerken und Bauteilen des Grundbaus bereits mit den Planungsklassen PK-E bzw. PK-S belegt sind.
Neue Anforderungen im Ingenieurbau
Diese Regelungen betreffen insbesondere auch Ingenieurbauwerke nach den Vorgaben der öffentlichen Verkehrsträger, Beton mit zusätzlichen Planungsanforderungen sowie Bauteile mit erhöhten Bewehrungsgraden, wie es beispielsweise bei Stützmauern der Fall ist.
Darüber hinaus sind Bauteile aus Beton, die der Expositionsklasse XA2 oder XA3 unterliegen, besonders betroffen. Abwasserbehälter bei chemischen Angriffen müssen beispielsweise der Planungsklasse PK-S zugeordnet werden, was wiederum zur Einstufung in eine Betonbauklasse BBQ-S führt.
Des Weiteren haben Bauteile, bei denen Verformungen und Zwang erheblichen Einfluss auf die Schnittkräfte haben, besondere Anforderungen zu erfüllen. In diesem Kontext sind insbesondere der Behälterbau sowie wasserundurchlässige (WU) Betonbauteile zu nennen, die im Grundwasserbereichen häufig vorkommen.
Anpassungen für massige Bauteile und Spezialtiefbau
Massige Bauteile, wie sie in der entsprechenden Richtlinie des DAfStB definiert sind, werden nach der Planungsklasse PK-E behandelt. Dies gilt ebenso für Stahlfaserbeton sowie generell für alle WU-Konstruktionen nach der einschlägigen DAfStB-Richtlinie.
Alle Anlagen, die wassergefährdende Stoffe behandeln oder die nach dem Wasserhaushaltsgesetz genehmigungspflichtig sind, fallen ebenfalls unter diese Regelung. Dies betrifft insbesondere Fugenabdichtungssysteme und Befestigungssysteme auch in LAU-Anlagen.
Erhöhte Anforderungen gelten ebenfalls für Winterenergieanlagen und Schwerbetonbauteile, wie sie beispielsweise für Unterwasserbeton eingesetzt werden. Fundamente für Maschinen und Kranbahnen sind ebenso zu beachten, insbesondere wenn Unterwasserbeton verwendet wird. Bauteile des Spezialtiefbaus, wie Bohrpfähle und Schlitzwände, werden der Planungsklasse PK-E zugeordnet.
Bedeutung für den Ingenieur im Grundbau
Ingenieure, die sich mit Tragwerken unterhalb der Erdoberfläche beschäftigen, müssen das Konzept der verbesserten Betonqualität, wie es in der DIN 1045-1000 beschrieben ist, anwenden können. Die neuen Normen regeln in erster Linie die Kommunikation zwischen den Beteiligten im Bauprozess. Dies bedeutet eine intensive Abstimmung zwischen Planern, Betonherstellern und Bauausführenden, die umfassend dokumentiert werden muss.
Die konsequente Rückkopplung zwischen den Bauausführungsbedingungen auf der Baustelle, der Wahl der Baustoffe und den in der Planung getroffenen Annahmen ist essenziell. Dies zeigt sich insbesondere in der Fehleranalyse von Bauschäden, die oft auf eine fehlende oder mangelhafte Kommunikation zurückzuführen sind.
Planungsklassen und ihre Konsequenzen
Der sachkundige Planer bzw. Tragwerksplaner ist für die Einstufung der Planungsaufgabe in die entsprechenden Planungsklassen verantwortlich. Eine Einstufung in PK-E bedeutet, dass die Betonbauqualität automatisch ebenfalls in Stufe BBQ-E gesetzt wird. Wird eine Einstufung in “S” ( wie speziell) vorgenommen, so muss auch die zugehörige Betonbauqualitätsklasse BBQ-S eingehalten werden. Dies ist unabhängig davon, ob die Klassifizierung die Planungsklasse, die Betonklasse oder die Ausführungsklasse betrifft.
Für die Organisation und Dokumentation der BBQ-Betonfachgespräche ist durch den Bauherren ein BBQ-Koordinator festzulegen. Dieser kann ein Mitarbeiter des Planungsbüros, des Bauunternehmens oder des Bauherrn selbst sein. Die Kommunikations- und Dokumentationsarten sind klar zu definieren und sollten in einen digitalen Workflow integriert werden, der idealerweise die Übergabe von BIM-Modellen umfasst.
Bedeutung von Fachgesprächen und Dokumentation
Zur Sicherstellung der Baustoffqualität sind verschiedene Fachgespräche durchzuführen, darunter:
Planungsgespräche,
Ausschreibungsgespräche,
Ausführungsgespräche.
Die Ausschreibungsgespräche dienen der Umsetzung aller Planungsanforderungen, von Nutzungsanforderungen bis hin zu klimaverträglichem Bauen. Dabei sind Aspekte wie die Nutzung lokaler Ressourcen, die Festlegung von Bewehrungsgraden, Herstellprozesse und architektonische Gestaltung von Oberflächen zu berücksichtigen.
Die BBQ-Ausführungsgespräche umfassen:
Vorausgespräche mit Planung, Betonherstellung und Bauausführung,
Bauteilbezogene Betonverzeichnisse,
Sondermaßnahmen, insbesondere saisonale Einflüsse,
Betonmischanlagen und Ersatzlieferanten,
Anforderungen an Frischbetontemperaturen,
Regelungen zur Anschlussmischung,
Transport-, Einbau- und Verdichtungskonzepte,
Arbeitsfugen, Oberflächenbearbeitung und Nachbehandlung.
Integration in die Bauwerksdokumentation
Das BBQ-Betonbaukonzept bezieht sich auf gesamte Bauwerke, Bauwerksteile und Bauteile. Ein vorläufiges Betonbaukonzept wird bereits während der Ausschreibungsgespräche erstellt und mit den Ergebnissen der BBQ-Ausführungsgespräche fortgeschrieben. Nach Fertigstellung des Bauwerks sind diese Unterlagen der Bauwerksdokumentation beizufügen.
Empfehlung für Grundbauingenieure
Für Grundbauingenieure, die an der Schnittstelle zwischen Betonbau, Baugruben und Aushub tätig sind, ist es dringend zu empfehlen, sich mit den Regularien der DIN 1045-1000 auseinanderzusetzen. Dies ermöglicht eine effektive Teilnahme an den BBQ-Fachgesprächen und trägt zur Sicherstellung der Bauwerksqualität bei.